Langes Warten auf die Fahrerlaubnisprüfung

8. Oktober 2022

Schwarmstedt. Besonders für junge Menschen bei uns im ländlichen Raum ist Mobilität von großer Bedeutung. Der Führerschein eröffnet ihnen eine mobile Freiheit beim Weg zur Schule oder zur Ausbildungsstelle. Umso problematischer ist es, wenn die eigene Fahrprüfung aufgrund von Fachkräftemangel bei den Prüfern erst nach wochenlanger Wartezeit erfolgen kann. Henrik Rump (CDU-Landtagskandidat) hat sich bei der Fahrschule Flegel  GmbH in Schwarmstedt über den aktuellen Stand erkundigt.

Die Situation bei Fahrschule Flegel, wie auch in anderen Fahrschulen, ist seit über einem Jahr problematisch. Wer seine Pflichtstunden zusammen hat und sich fit für die Führerscheinprüfung fühlt, kann sie häufig trotzdem nicht absolvieren. Der Grund sind fehlende Fahrerlaubnisprüfer. „Unsere Fahrschüler müssen bis zu acht Wochen oder länger  auf ihren Prüfungstermin warten“, klagt Fahrschulinhaber Ronny Olfermann. „Wir können nicht mehr so verlässlich planen wie früher.“ Alle vierzehn Tage könne er fünf Fahrschüler zur Prüfung anmelden, unabhängig davon, wieviel Fahrlehrer er beschäftigt. So komme es unweigerlich zu Verzögerungen. Es bleibe ihm nichts anderes übrig als Priorisierungen vorzunehmen. „Das heißt, wenn jemand einmal durch die Prüfung gefallen ist, muss er auf eine Neuprüfung länger warten. Es wäre ungerecht, wenn er dadurch anderen Prüflingen, die auf ihre erste Prüfung warten, den Platz wegnimmt“, so Olfermann.

Nicht nur die Fahrlehrer haben für diese Misere kein Verständnis mehr, auch die Fahrschüler und deren Eltern sind immer häufiger sehr verärgert. Der Führerschein koste schließlich eine Menge Geld. „Damit die Schüler nicht die Fahrpraxis verlieren, müssen sie teilweise wieder neue Fahrstunden nehmen“, erklärt er weiter. Der Ärger der Schüler, die warten müssen, werde bei der Fahrschule abgeladen – teilweise auch von deren Eltern. „Ich kann den Frust vollkommen nachvollziehen. Doch wir sind nicht schuld an der Situation. Leider fällt es immer negativ auf uns zurück.“ Was früher schnell gehen musste gerade im Bereich des Jobcenters oder Agentur für Arbeit mit denen wir durch unsere Zertifizierung eng zusammen arbeiten.  Bei den theoretischen Prüfungen, sei die Lage nicht so schlimm. Da gebe es immer Ausweichmöglichkeiten auf einen anderen Prüfstandort

Verantwortlich für den Missstand ist aus Sicht Olfermanns der TÜV Nord. Dieser ist für die Abnahme der Führerscheinprüfung zuständig und genießt in Deutschland eine Monopolstellung. „Momentan gibt es keinen Wettbewerb zwischen verschiedenen Prüfstellen.“ Der Fahrschulleiter glaubt nicht, dass nur die Corona-Pandemie schuld an der Problematik ist: „Corona wird als Grund gerne vorgeschoben. Zwar haben sich Fahrschüler durch den Lockdown angestaut, aber das war nur vorübergehend. Der größere Teil ist der Personalmangel“, macht Ronny Olfermann seinem Unmut Luft. Die Politik müsse die Monopolstellung des TÜVs beenden und für mehr Wettbewerb sorgen, findet er und ergänzt: „Das Problem der fehlenden Fachkräfte hat sich jahrelang angebahnt. Man hat sich aber nicht bemüht die Kapazitäten aufzustocken.“ Da für den Beruf des Fahrerlaubnisprüfers zwingend ein Studium in den Fachrichtungen Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Elektrotechnik oder Mechatronik notwendig ist, sei es umso schwerer Nachwuchs zu finden.

Henrik Rump, der die Problematik schon seit längerem verfolgt, plädiert für mehr Flexibilität: „Wir können nicht warten, bis in einigen Jahren genügend neue Prüfer ausgebildet wurden. Dies ist ein unhaltbarer Zustand und eine große Belastung zudem Ruf und Existenz schädigend. Der TÜV muss seine Aufgaben sachgerecht und zeitnah umsetzen. Die lange Wartezeit ist unzumutbar für die Prüflinge.“  Eine Lösung des Problems sieht er in der Zulassung von Mitarbeitern aus anderen Arbeitsgebieten, z.B. erfahrene Fahrlehrer, wie es in benachbarten Bundesländern bereits der Fall ist sowie in der Reaktivierung von Ruheständlern.