Nienhagen und Suderbruch unabhängig von Stromimporten

17. Juli 2022

Gilten. Strom produzieren mit einer Biogasanlage. Das ist heute keine Seltenheit mehr. Aber nicht alle Landwirte nutzen die Abwärme, um ein ganzes Dorf zu versorgen. Milan Lohse und Steffen Duensing werden den Großteil aller Haushalte in Nienhagen und Suderbruch mit Wärme beliefern. Gerade im Hinblick auf die steigenden Energiepreise und die nachhaltige Wärmeversorgung ist die Energiesicherheit und die Unabhängigkeit von Stromimporten ein wichtiges Thema. Der CDU-Landtagskandidat Henrik Rump besuchte kürzlich die beiden Landwirte, um sich über das Nahwärmenetz der beiden Orte in der Gemeinde Gilten zu informieren.

Dort profitiert schon bald der Großteil der Haushalte vom Wärmenetz. Milan Lohse beliefert Nienhagen zum Teil über die Abwärme durch seine Biogasanlage und durch die neu installierte Hackschnitzelheizung. 46 Haushalte werden bei ihm angeschlossen. 

Enttäuscht zeigte sich Lohse rückblickend vom Besuch des Umweltministers Olaf Lies im Februar 2020. Denn: noch immer wird seine Biogasanlage bei Stromüberproduktion von den Stromnetzbetreibern komplett ausgeschaltet. „Wenn zu viel Windstrom die Leitungen überlastet, wird die Biogasanlage automatisch abgeschaltet. Das lässt Zweifel an der Energiewende aufkommen“, ärgert sich Lohse. Da die Gasproduktion aber trotzdem weitergeht, bleibt ihm oft nur die Möglichkeit das Gas abzufackeln. Zwar verfügt Lohse über einen Gasspeicher, doch irgendwann ist dieser voll. In naher Zukunft will der Landwirt die Dachform einer seiner Biogasanlagen verändern. Das schafft mehr Speichervolumen für das Biogas.

Henrik Rump unterstreicht die Bedeutung der Bioenergie: „Die Nahwärmeversorgung leistet einen Beitrag zur Energiewende und ermöglicht die sinnvolle Nutzung der Wärme von Biogasanlagen. Die Anlagen sind volllastfähig – auch dann, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.“ 

Steffen Duensing setzt komplett auf Hackschnitzel und wird 55 Haushalte in Suderbruch versorgen. Die Kapazität reicht für weitere 15 Haushalte. Eingeheizt wird mit Knickholz und Landschaftspflegeholz aus der Region. 2.500 Kubikmeter Holz werden hier pro Jahr verheizt. Und Steffen Duensing hat vorgesorgt: Holz für die nächsten zwei Jahre hat er bereits eingelagert. 

„Vor drei Jahren war es für uns nicht vorstellbar, dass das Ganze so groß wird“, berichtet Duensing. „Wir wollten nur für den eigenen Hof und die direkten Nachbarn eine gemeinschaftliche Heizanlage bauen.“ Doch das Interesse war groß und so konnten im Januar dieses Jahres die ersten Häuser mit seiner Wärmeenergie versorgt werden. Er bemängelt allerdings die überbordende Bürokratie, die ihm die Beantragung des Hackschnitzelwerks erheblich erschwert hat. „Teilweise kam es uns wie eine Verhinderungstaktik vor“, so Duensing, der bereits bei der Kennzeichnung seiner Anlage zur gewerblichen oder landwirtschaftlichen Nutzung mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Doch er ist sich sicher, dass von seinem Nahwärmenetz nicht nur Suderbruch profitiert. „Wir sparen Öl ein und reduzieren den Schadstoffausstoß erheblich. Das kommt dem ganzen Landkreis zugute.“

Henrik Rump kann dem nur zustimmen und ergänzt: „Die Hackschnitzelheizung ermöglicht eine umweltschonende regernative Wärmeversorgung, da für die Heizungsanlage zur Wärmeerzeugung bisher kaum genutzte Energie-Potenziale aus der Landschaftspflege und Waldrestholz zu Hackschnitzeln verwendet werden.“

Einen kompletten Ausfall der Wärmenetze müssen die Kunden nicht befürchten. Milan Lohse besitzt ein sogenanntes „HotMobil“, eine mobile Heizzentrale, die als Reserve fungiert und mit der er im Notfall Steffen Duensing im Nachbardorf unter die Arme greifen kann.